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Der Ursprung der Arbeiten von Stephan Hann liegt im Material. Materialien, die ihren Ausgangspunkt im Alltag, oft im Konsum haben, setzt er neu zusammen, reißt sie aus ihrer gewohnten Umgebung und setzt sie in einen neuen Kontext: An der Wand oder am menschlichen Körper in Szene. Insbesondere weckenUmhüllungen, Verpackungen, das Äußere von Produkten sein Interesse, das, was Jahrzehntelang zum Kauf verführt hat und nach dem Moment der Begierde wertlos ist. Das Produkt wurde dank seiner überzeugenden Verpackung gekauft, das Verlangen gestillt und kann nun entsorgt werden. Die Vergänglichkeit dieses Augenblicks, ganz gleich wie dem sexuellen Akt, der, sobald getan, auch schon wieder der Vergangenheit angehört, gibt Stephan Hann eine andauernde Beständigkeit.

Ob Tetra-Pak, Goldfolie von Kaffeeverpackungen, Mikrofiches, Tablettenverpackungen oder Kunststoff-Trennblätter von Ordnern, er gibt den Materialien einen zweiten, neuen Sinn. Er behandelt sie kostbar und wertschätzend und schärft den Blick für die Ästhetik des Beiläufigen.

„Die Materialien ermöglichen mir eine visuelle und haptische Begegnung, einen ersten Kontakt, der mich berührt und herausfordert. Daraus entwickle ich Zusammenhänge, die sich aus dem Material selbst ergeben, dann aber mit meiner Biografie zusammenfließen“, sagt Stephan Hann selbst.

Die Präzision, die seine Ausbildung als Herrenmaßschneider an der Deutschen Oper Berlin mit sich bringt, fließt deutlich in die Perfektion seiner Arbeiten ein. Er nutzt die Sprache der Mode, die den Körper verhüllt und ihn gleichzeitig schmückt, ihn zu einem Objekt der Begierde macht. Kurz nach der Wende ging der in West-Berlin direkt an der Mauer Aufgewachsene für ein Studium an die Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Die Verbindung von Mode und Kunst lebte er sechs Jahre in Paris und begann ganze Kollektionen,Auftragsarbeiten namhafter Firmen, auf den Laufsteg zu bringen.

In seiner ersten Galerie-Ausstellung sind mehr Wandobjekte zu sehen. Eine künstlerische Entwicklung, die das Konzept der Materialität und der Umhüllung auf eine neue Weise in den Raum bringt. Stephan Hann schafft damit einen neuen Kontext für seine, ursprünglich in der Mode verwendeten, Materialien.

Seit 35 Jahren beschäftigt sich Stephan Hann mit dem Ableben und Weiterleben von Materialien. Lange, bevor der wertschätzende Blick auf Menschen und Materialien überhaupt im Bewusstsein Vieler angekommen war. Und doch stehen wir nach wie vor vor der Frage, wie eine neue Wertschätzung, ein Verlangen, eine Begierde für ein als wertloses Gesehenes entstehen kann.

Eröffnung der Ausstellung: 17.06.2022, 18-20 Uhr – Der Künstler ist Anwesend

Ausstellungszeitraum: 17.06. – 16.07.2022

Öffnungszeiten: Di-Fr 11-18 Uhr / Sa 11-16 Uhr

[email protected]

 

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